Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Villa d’Este Tivoli

Tivoli vor den Toren Roms besitzt zwei Welterbe aus sehr unterschiedlichen Epochen. Nachdem ich dem römischen Verkehr entronnen bin, fahre ich auf steilen Serpentinen in die Berge. Tivoli klingt nach Vergnügungspark, das hängt mit dem zweiten Welterbe vor den Toren der Stadt, der römischen Villa Adriana (Link) zusammen. Mein erstes Ziel ist jedoch die Villa d’Este oben auf dem Berg.

Die Villa d’Este in Tivoli mit ihrem Palast und Garten steht als eine der bemerkenswertesten und umfassendsten Illustrationen der Renaissancekultur in ihrer raffiniertesten Form seit 2001 auf der UNESCO-Welterbeliste.
Tivoli war im Mittelalter einer der wichtigsten Orte in der Umgebung von Rom. Mitte des 16. Jahrhunderts erbaute Pirro Ligorio für Kardinal Ippolito d’Este von Ferrara die Villa d’Este, die wegen der Wasserspiele in ihrem Renaissance-Garten berühmt wurde. Als Ippolito II. d’Este 1550 zum Gouverneur von Tivoli ernannt wurde, wünschte er sich die Realisierung eines Palastes, der seinem neuen Status angemessen war. Dafür wählte der Kardinal ein ehemaliges Benediktinerkloster, das er vergrößern und mit Malereien im Stil des Manierismus ausschmücken ließ. Ab 1560 wurden große Anstrengungen unternommen, um das Wasser für die zahlreichen Brunnen zu liefern, die die Gärten verschönern sollten. Die Gärten der Villa d’Este erstrecken sich über zwei steile Hänge, die wie ein Amphitheater vom Schloss zu einer flachen Terrasse hinabsteigen. In der Folge entstand eines der Hauptwerke der italienischen Gartenkunst mit über 500 Brunnen, Nymphäen, Wasserspielen, Grotten und Wasserbecken sowie einer Wasserorgel. Der Garten ist ein Meisterwerk des Wasserbaus. Die große Kaskade, die aus einem Krater herausfließt, wurde z.B. aktiviert, wenn ahnungslose Menschen unter den Arkaden entlangliefen und die Orgel ist der erste jemals gebaute hydraulische Automat. Hier ist das Video dazu.


Ich bin sehr gespannt auf die Gartenanlage mit den berühmten Springbrunnen, doch zunächst geht es, sicherheitshalber noch mit Regenjacke, durch die Ladenstraßen und die Fußgängerzone. Es hat die ganze Nacht geregnet, am Morgen versperren die Wolken die Sicht auf die Berge hinter der Stadt. Seit gestern sind mir an den Gemüseständen riesige Büschel von Artischocken aufgefallen, ich wusste gar nicht, dass man dieses edle Gemüse hier kiloweise kauft. Tivoli scheint ein beliebter Sommer-Ausflugsort für die Städter zu sein, und das wohl schon seit der Zeit der alten Römer. Schließlich hat sich hier auch Kardinal Este sein Luxusschloss bauen lassen. Heute sind Tivolis Straßen voll, quirlig und laut.

Erheblich schöner wird es oben an der Villa des Kardinals und kaum stehe ich in der Eingangshalle, bin ich in einer anderen Welt.

Die Wände und Decken sind bemalt, ein Salon ist schöner und bunter als der nächste und aus den Fenstern hat man Ausblick auf die umliegende Landschaft und die Berge. Die Räume sind Themen, Geschichten und Gottheiten gewidmet, jeder Salon ist ein ganz spezielles Kunstwerk für sich. (Video im Speisesaal).

Und dann komme ich in den Garten und der übertrifft alles, was ich bisher an Fontänenanlagen gesehen habe. Die Springbrunnen sind vielgestaltig , die Kaskaden riesig und der ganze Garten unwahrscheinlich romantisch. Die Villa d’Este und ihr Wassergarten sind eine der großen Überraschungen meiner Italien-Reise. (Video)

Ich gehe den Abhang hinunter und schaue mir die verschiedenen Ebenen an, auf denen das Wasser hinunterstürzt und hinaufsprudelt. Es plätschert hier von allen Seiten und ich bin an jeder Ecke von neuem fasziniert. Die Sonne kommt hervor und zaubert Regenbogen über die Wassertropfen. Dieser Garten ist ein echtes Kunstwerk. Als ich schon denke, dass ich jetzt wohl alle Fontänen gesehen haben müsste, entdecke ich immer noch mehr. Ein Blick auf die Uhr, es geht auf die volle Stunde und ich gehe auf gut Glück zur hydraulischen Orgel, die durch eine Fontäne betrieben wird, und habe Glück, denn sie wird gerade für wenige Minuten angeschaltet. (Video)

Resümee

Die Villa d’Este vor den Toren Roms ist ein echtes Highlight und ein Must See. Das Schloss des Kardinals alleine ist ein Kunstwerk, doch der Garten übertrifft an technischer Raffinesse und Romantik die meisten anderen Schloss-Wassergärten. Da hat der Kardinal mit seinen Renaissance-Ideen und seinem vielen Geld der Menschheit ein einmaliges Kleinod hinterlassen.

Später auf meiner Italien-Runde werde ich in den Renaissance-Städten weitere Spuren der Familie Este zu sehen bekommen.

Ich bin froh, dass mich meine Welterberunde hierher geführt hat und ich dieses Schmuckstück entdecken konnte. Langsam wird es voller im Garten und ich gehe zurück zum Auto. Mein Weg führt mich jetzt die Serpentinen hinunter zu Hadrians Villa vor den Toren der Stadt.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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